Vita


Mein Leben bisher


Ich wurde im Hungerwinter 1944 in Amsterdam als eineiiger Zwilling geboren. Und wir hatten noch zwei ältere Schwestern. Es gab wirklich kaum noch zu essen, unsere Familie wurde nicht unterstützt, da mein Vater im Krieg mit den Deutschen kollaboriert hatte. Mein Vater galt dann lange als vermisst, ich habe ihn nie kennengelernt. Mittlerweile weiß ich, dass er auf einem deutschen Soldatenfriedhof in Italien beerdigt wurde. Mit vier Jahren musste ich mit meinem Bruder wegen Hungerödem ins Krankenhaus. Wir aßen Kartoffelschalen und Abfälle. Ich konnte nur zwei Jahre zur Schule gehen, da wir Kinder für den Unterhalt sorgen mussten. Bis heute kann ich daher nicht gut schreiben und lesen. Als Kind wurde ich auch mehrfach von zwei Personen sexuell missbraucht, was mich bis in meine heutigen Tage belastet. Ich habe in einer Brauerei gearbeitet und Bierkartons genietet. Auch habe ich in einer Gärtnerei gearbeitet. Später war ich hauptsächlich als Gärtner tätig, aber auch auf dem Friedhof musste ich Leichen ausgraben.

Zwei Jahre habe ich in der Landwirtschaft gegen Essen und einer Schlafstätte im Stall gearbeitet. Mit etwa 16 Jahren habe ich die Anthroposophen kennengelernt und ich konnte dann drei Jahre einen biologisch dynamischen Hof leiten.

Kurz vor meinem 21sten Geburtstag machte ich mich mit meinem Mofa und meinen Holzschuhen auf den Weg ins Schwabenland. Ich war mehr als eine Woche von Holland bis hier unterwegs. Mein Ziel war eine Anstellung in der anthroposophischen Firma Wala. Und hier bin ich nun seit 50 Jahren. Bei der Wala habe ich als Gärtner gearbeitet und in vielen Bereichen der Produktion und des Versandes. 1969, da war ich 25, habe ich geheiratet. Wir bekamen drei Kinder. Die ersten Jahre des Ehe- und Familienlebens waren sehr schön, aber nach der Geburt des dritten Kindes litt meine Frau unter einer Psychose mit mehreren Krisen und letztlich nahm sie sich 1981 das Leben. Sechzehn Jahre später brachte sich auch mein jüngster Sohn Till Matthias um. In dieser schwierigen Zeit brauchte ich selbst mehrfach die Hlfe von verschiedenen psychiatrischen Kliniken. Die Kinder mussten in Pflegefamilien.

Zuletzt bin ich aus der Klinik weggelaufen, weil ich dann doch alleine zurechtkam. Auch haben mir immer wieder gute Freunde und Freundinnen geholfen, mit meinen Problemen klar zu kommen. Ich habe weiter gearbeitet, bin viel in Paraguay gewesen, wo ich einem Freund in der Landwirtschaft geholfen habe. Seit 1998 bin ich wegen meiner seelischen Krisen berentet.

In kreativ-therapeutischen Gruppen seit 2001 wurde ich zum Malen angeregt und das habe ich bis heute beibehalten. Eines meiner ersten Bilder zeigte ein blutendes Herz und fataler Weise kam ich wenige Wochen später wegen Herzproblemen ins Krankenhaus, später kamen noch Krankenhausaufenthalte wegen Lungenerkrankung und Rückenschmerzen hinzu.

Verschiedene Ausstellungen meiner Bilder und Skulpturen fanden statt in einer Galerie in meinem Dorf, dann in einem Schuppen in Bad Boll und in einer Wirtschaft in Uhingen, sowie in der Klinik Christophsbad Göppingen. Anlässlich zweier Kunstausschreibungen zu den Landespsychiatrietagen in Baden Württemberg wurde ich mit je zwei Bildern zugelassen und diese wurden dann an mehreren Orten gezeigt.

Ich male, weil es mir Spaß macht, aber es ist gleichzeitig auch die Verarbeitung meines Lebens, eine Art Therapie vielleicht. Thematisch beziehen die Bilder sich also auf die Sexualität, aber auch auf die Wut, dann gibt es religiöse und mythische Aspekte. Eigentlich denke ich nicht viel, wenn ich Kunst mache. Mir ist es völlig egal, wenn es anderen nicht gefällt, aber natürlich bin ich stolz im positiven Fall.

Ich habe einen Wahlspruch: Wie zijn ziel volgt wachten grote ontmoetingen. auf deutsch: Wer seiner Seele folgt, den erwarten große Begegnungen.

Abram Wilhelm 2014


Abram Wilhelm -
Ein Künstlerportrait

Film von Moritz von Bock, Heiko van der Scherm und Maryna Aksenov.

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